Kinder der Sonne
von Maxim Gorki im Uni.t Theater Berlin
07/2022-12/2022

Regie: Laura Linnenbaum
Bühnenbild: Geoffrey LaRue und Ins Meyer (Studiengang Bühnenbild)
Kostüme: Charlotte Schwärmer (Studiengang Kostümbild)
Musik: Jan Preißler
Dramaturgie: Marion Hirte
Fotos: Daniel Nartschick
Pawel Fjodorowitsch Protassow: Lasse Boje Haye Weber
Lisa: Eva Gerngroß / Laura Linnenbaum (9.Dezember 2022)
Jelena Nikolajewna: Sofia Iordanskaya
Wagin: Alois Mai / Ludwig Michael (9./10. Dezember 2022)
Boris Nikolajewitsch Tschepurnoj: Paul Kutzner
Melanija: Alina Sokhna M‘Baye
Mischa: Tim Otto Göbel
Jegor: Constantin von der Decken
Die Sonne: Lena Brückner
Kostümkonzept
Fiktionen können zuerst noch blenden, tief getränkt. Fehlt es aber an den Zweifeln, dass es nur Fiktionen sind, gerät die Arbeit an ihrer Aufrecherhaltung in Vergessenheit.
Eine verstaubte Gesellschaft, vielleicht schon seit 100 Jahren gefangen in ihrer verlebten Kleidung.
Farben entwischen, Beulen entstehen, Löcher reißen und Staub durchdringt die Oberfläche bis zur letzten Schicht und setzt sich in den Poren der Haut fest.
Jedem Kostüm kommt dabei die Aufgabe zu, das Narrativ der individuellen Natur der Kinder auf die Spitze zu treiben, die darin verborgene mystische Irritation abermals aufzuwirbeln.
Gleichzeitig werden Besonderheiten charakterisiert: Welchen Schein werfen sie sich kunzerhand über? Ist das Abhandenkommen von Stoffschichten eine latente Nervosität, Selbstzweifel, oder doch nur das Ergebnis einer körperlichen Reaktion?
Kann noch bestehen, was so lange nicht herausgefordert wurde?
Es wird sich hier etwas geleistet, komplett bekleidet den Unruhen von draußen zu entfliehen.
-Charlotte Schwärmer


































Inhalt
Die Temperaturen steigen und steigen. Wer es sich leisten kann, bleibt in gekühlten Räumen. Nur wer draußen arbeiten muss, geht noch hinaus.
Eine Gruppe jüngerer Intellektueller und Künstler*innen lebt abgeschirmt von Hitze und Dürre in ihrer Blase, doch das Auftreten einer Epidemie droht auch in ihren Kreis einzudringen. Ihr kleiner Zirkel, ihre Sorgen und Liebesnöte, ihr Versuch einer Weltflucht in den Traum von einem neuen, idealisierten Menschengeschlecht wird zunehmend durch wütende Arbeiter*innen, geldgierige Hausbesitzer*innen und die eigenen Ängste gestört. Es scheint nicht länger möglich, die Augen vor der herandrängenden Realität zu verschließen.
Sehnsucht nach einem besseren Leben prallt auf die harte Realität.
Als eine solch aktuell erscheinende Erzählung liest die Regisseurin Laura Linnenbaum zusammen mit dem 3. Jahrgang Schauspiel der UdK Berlin Maxim Gorkis Stück KINDER DER SONNE aus dem Jahr 1905. Während bei Gorki die heraufziehende Revolution das Leben der intellektuellen Mittelschicht aufstörte, so sind die Gründe für gesellschaftliche Unruhen und ausbrechende Krankheiten heute andere – erschütternd und lebensbedrohlich wirken sie immer noch und lassen den Klassiker heute umso aktueller erscheinen.